EDITH  KUDLOVIC

 

 

ATTERGAU-BUCH, TEIL 8

 

GEORG RADAUER - FRANZ EBETSBERGER, STRASS

 

REINTHALERMÜHLE STRASS

 

 DAS SCHLOSS KOGL

 

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GEORG RADAUER - FRANZ EBETSBERGER, STRASS

 

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Diese Erfolgsgeschichte begann mit der Wagnerei Georg Radauer in Strass i.A. und endet

vorläufig mit

Franz Ebetsbergers Firma E-P-C.

Im Jahre 1949 gründete Georg Radauer eine Wagnerei in Strass. Neben landwirt-

schaftlichen Geräten erzeugte er auch ganz Untypisches, nämlich Holzpantoffeln.

Berühmt und sehr bekannt waren seine Leiterwagen und vor allem die "Radlbock",

mit denen auf Bauernhöfen viel gearbeitet wurde, sowei andere Holzgeräte, die auf

einem Hof gebraucht wurden.

Seine Frau erzählte, die Leute hätten alles gekauft, was man fabrizierte, sie hätten in ihrer

kleinen Firma gar nicht so viel erzeugen können, wie benötigt wurde.

 

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Georg Radauer

 

In den 60er Jahren verlegte sich Georg dann auf mit Holz verkleidete Führerkabinen von Lastwägen

und machte sich einen guten Namen hinsichtlich Präzision und Schnelligkeit. Ein LKW-Hersteller aus

Wels arbeitete eng mit ihm zusammen, er brachte ihm oftmals einen der noch unfertigen Wagen am

Freitag in die Werkstatt nach Strass. Georg arbeitet daraufhin das gesamte Wochenende, damit am

Montag der LKW fertig war und abgeholt werden konnte. Allerdings spielte nach einer Weile seine

Gesundheit nicht mehr mit und er musste kürzer treten.

 

Nach einiger Zeit suchte er wieder eine neue Herausforderung, und die fand er auch, denn Ende der

1970er Jahre begann er mit der Erzeugung von Schulmöbeln. Aber das war ihm nicht genug, er fing 

daneben zusätzlich immer wieder etwas Neues an.

So kam er schließlich darauf, Holzgehäuse für Uhren zu bauen, die er mit Intarsien veredelte. Seine

besondere Liebe galt dabei den filigranen Einlegearbeiten. Als ein Kunde für eine Weltausstellung

die unten abgebildete Standuhr ausleihen wollte, entschied Georg jedoch, dieses edle Stück nicht 

außer Haus zu geben.

 

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Standuhr von Georg Radauer

 

Um die Produktion zu rationalisieren, kaufte er schließlich einen CNC-Fräser (Maschinen,

die komplizierte Fräsarbeiten durchführen) für die Firma an, die bis in die 1980er Jahre ein

reiner Familienbetrieb blieb.

Die Söhne Herbert und Fritz arbeiteten unermüdlich am Aufbau mit. Seine Frau Theresia webte

auf den von ihm hergestellten Webstuhl Fleckerlteppiche, Meter um Meter erzeugte sie davon.

Die Kett- und Schussfäden zum Weben stellte sie selbst her, deshalb hielten ihre gewebten 

Läufer auch viel länger als herkömmliche.

 

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 Theresia vor den schönen Uhren ihres Mannes

 

Sie war für ihre schönen Teppiche und deren gute Qualität bekannt. Doch auch ín der Werkstatt

arbeitete Theresia mit, wenn die Zeit drängte. Sie schliff und hobelte oder verpackte Waren wie

die Männner.

Ihre Familie stammte aus Thalham und Theresia war von der Mutter her gewohnt, alles ordentlich

zu halten und bei jeder Arbeit fest mit anzupacken.

Gemeinsam mit seinem Sohn Herbert strukturierte Georg den Betrieb 1978 um. Er wurde vergrößert,

dann eine eigene Schlosserei dazugebaut, somit konnten die benötigten Werkzeuge selbst hergestellt

werden. Das galt als Meilenstein für das Unternehmen Radauer. Allmählich stellte Georg Mitarbeiter

ein. Der erste war Johann Rabanser aus Erlat, er blieb bis zu seiner Pensionierung im Betrieb.

ZU Beginn der 1990er Jahre spezialisierte sich die Firma schließlich als Zulieferer für die Möbelindustrie.

Die Firma Radauer war eine der ersten, die sich das Wissen aneignete, Schalterprogramme aus Holz

anzufertigen. Steckdosen, Rahmen und auch Wippen stellte man in verschiedenen Holzarten her.

 

Zu diesem Zeitpunkt begann Franz Ebentsberger aus Haining, als Tischler in der Firma zu arbeiten.

1994 erwarb die Firma Radauer das Nachbargrundstück von der Firma Häupl dazu.

Damit der geplante, größere Betrieb ans Stromnetz angeschlossen werden konnte, musste die

öffentliche Straße nach Pabing verlegt werden (Siehe Geschichte Schmied-Wachter, Strass)

 

..

Das ist die ehemalige Verbindung von Straß hinauf zum Wimberg, die heute hinter dem früheren

BTM-Gebäude hinaufführt, aber oben an Kuhweidezäunen endet.

Zur Straßenverlegung mussten damals alle Grundnachbarn ihre Zustimmung geben.

 

Im Jahr 1996 erbaute man das neue Firmengebäude, die Produktionsfläche betrug nun 3000m2.

 

Ab dem Jahr 2000 wurde Franz Ebetsberger Geschäftsführer bei der Firma Radauer und blieb es bis

2005, als er den Betrieb verließ.

Georg Radauer senior, der Firmengründer, den seine Leidenschaft, die Intarsienarbeiten, lange fit hielt,

starb Ende 2005 im Alter von 90 Jahren.

Franz Ebentsberger gründetet daraufhin in Frankenmarkt mit Hans Rabanser, Herbert Aumüller, Ludwig

Hemetsberger und Gerhard Mayhofer das Unternehmen E-P-C  Ebetsberger Partner CNC GmbH. Die

Firma in Frankenmarkt wuchs innerhalb von drei Jahren auf 20 Mitarbeiter an. Franz kam 2009 mit

seinem Unternehmne nach Straß zurück, wieder ins Gebäude der Firma Radauer. Der Betrieb

beschäftigte im Jahr 2010 rund 30 Arbeitnehmer.

 

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Die Firma E-P-C um 2010

 

Dabei ist auch noch die Schlosserfirma MPS- ein Spezialist im Maschinenbau- mit fünf Mitarbeitern, im 

Gebäude ansässig.

Es ist sehr interessant, was aus dem Einmann Betrieb von Georg Radauer geworden ist:

EPC stützt sich (um 2010) auf mehrere Geschäftsfelder.

 

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Teil vom Airbus 380

 

Vom neue Airbus 380, werden hier beispielsweise Teile gefräst, die aus so festem Material bestehen,

dass man für jeden Vorgang einen neuen Fräser benötigt.

Die folgenden Aufnahmen zeigen die Herstellung von Sessellehnen für einen führenden Designmöbel-

hersteller aus Österreich.

 

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Mit "Lukas Lang Building Technologies" wurde eine Bauweise entwickelt, mit der Gebäude aus industriell

vorgefertigten Einzelteilen in individueller Kombination errichtet werden können. Diese Gebäude sind

jederzeit veränderbar, ohne dass die eingesetzten Bauelemente dabei an Wert verlieren.

Für diese Firma erzeugt E-P-C Träger.

 

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Weitere Kunden der Firma sind die Elektro-und auch die Spielzeug Industrie.

Im Jahr 2009 erwirtschaftete der gesamte Betrieb, also alle dreissig Mitarbeiter, einen Umsatz von

3,2 Millionen Euro. Es wurden dabei unter anderem 1200 Kubikmeter Holz verarbeitet.

Franz Ebetsberger und sein Team legen großes Augenmerk darauf, die 30 Arbeitsplätze in der Region

erhalten, bzw. ausbauen zu können.

 

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REINTHALERMÜHLE STRASS

 

 Als ich die Materialsammlung für dieses Buch bereits abgeschlossen hatte, bekam ich von Franz

Ebetsberger, dem Nachbarn von Hans Achleitner, den Tipp, bei dessen alter Sägemühle vorbeizuschauen.

Und ich muss zugeben, es war ein hervorragender Tipp!

Inzwischen ist Herr Achleitner verstorben, Fritz Mayr Melnhof hat auf dem ehemaligen Gelände eine große

Halle errichtet, das nach meiner Erfarung ein Sägewerk werden soll.

 

Herr Achleitner machte bei mir damals eine große Ausnahme, er empfing mich in seinem Haus, welches

nahe am Einstürzen war, aber er war gut vorbereitet und wir hatten guten Kontakt miteinander.

 

 Die Säge befand sich  - von Thalham kommend- vor Strass, etwas versteckt auf der linken Seite.

Der Besuch gestaltete sich etwas schwierig, denn der Besitzer war ein scheuer Mensch. Schließlich kam 

doch ein Treffen zustande, sodass ich am Ende noch eine interessante Geschichte anfügen konnte.

 

Laut Eintragung am Katasteramt und der Strasser Chronik von Fritz Neubacher, bestand diese

Sägemühle bereits um 1850, wenn nicht sogar schon früher. In Strass gab es zu diesem Zeitpunkt

fünf Sägemühlen. Die bereits beschriebene Stampfmühle befand sich am Bach zwischen den beiden

Sägemühlen Reinthal und Häupl.

 

 

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 Wie am oben abgebildeten Dokument zu sehen ist, wurde die Säge im Jahr 1888 von dem Ehepaar

Johann und Josefine Hofinger erworben, die es dem Berghamer Ehepaar Franz und Maria Roth

(Brenner) und den Eheleuten Häupl abkauften. Wahrscheinlich kam die Firma Hofinger in den 

späten 1920er Jahren wegen der schlechten Wirtschaftslage in finanzielle Turbulenzen und musste in

der Folge geschlossen werden. Danach wurde die Mühle von der Raiffeisenbank zum Verkauf

ausgeschrieben.

 

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Die Reinthalermühle beim Kauf 1929

 

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Dampfdreschmaschine Bj 1889, die Drusch war im Jahr 1929, in Powang

 

 Im Jahre 1929 erwarben die Großeltern und Eltern von Hans Achleitner, die aus dem Bezirk Perg

stammten, das gesamte Anwesen.

Die Eltern heirateten 1934, Hans wurde im selben Jahr geboren, ihm folgten noch zwei Schwestern 

und zwei Brüder nach.

Damals wurde wurde die Säge noch mit einem Wasserrad angetrieben, daneben lief auch eine

Getreidemühle. Zu Beginn der 1950er Jahre ersetzte die Familie Achleitner zur Stromerzeugung

das Wasserrad durch eine Turbine, gleichzeitig wurde mit dem Getreidemahlen aufgehört.

Hans "Reinthaler" Achleitner übernahm 1958 den Betrieb von seinen Eltern.

 

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Das ehemalige Achleitner Haus 

 

Vor der Sägemühle werden die schwimmenden Holzbloche auf Betonsteher gehoben und

anschließend mit einem Sappel (gebogener Metallhaken, den man ins Holz einhakt und ihn 

damit bewegen kann) auf zwei Wägen gerollt.

Diese liefen aus Schienen, die genau zur Säge führten, wie man an den folgenden Bildern sehen kann.

 

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In den Siebzigern..

 

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Bild aus den 2010er Jahren

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Zwei Holzfachleute im Gespräch, Ebetsberger+ Achleitner

 

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Seltenes Bild...er mochte nicht fotgrafiert werden...

 

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Oben ist Herr Achleitner zu sehen in seiner Säge

alle Bilder von 2010

Als ich mit ihm gesprochen hatte, arbeitete er noch an und in seinem Sägewerk, aber so recht weiter

gegangen ist es nicht. Er starb einige Jahre später.

 

Außerdem hatte er etliche Fotos zum Bau der Westautobahn in den späten 50er Jahre hoch

über Strass, die ich abbilden durfte.

Der Bau ging mitten durch das Dorf!

 

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Bilder vom Bau der Westautobahn in Strass

 

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DAS SCHLOSS KOGL unter Gräfin Kottulinsky

 

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 Alte "Burg" am Kogl, die abgebrannt ist - so könnte sie eventuell ausgesehen haben.

 

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Die Ruine davon gibt es noch...

 

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Schloss Kogl...

 

Das im barocken Stil gehaltene heutige Schloss Kogl wurde um 1700 (wiederum werden verschiedene

Angaben genannt) unter Fürst Khevenhüller nach Plänen des Baumeisters J.M.Prunner errichtet.

Bereits zuvor existierte an dieser Stelle ein Schlossbau.

 Die Familie Khevenhüller war von 1581 bis 1810 im Besitz des Anwesens, dann wurde es an

Dr. Felix von Pausinger verkauft.

Pausinger unterhielt auf seinen Schlössern Walchen und Kogl eine Künstlerkolonie, die auch der

bekannte Aquarellmaler Rudolf von Alt besuchte. Sein Aquarell "Blick auf das Höllengebirge" kann

nur vom Schloss Kogl aus gemalt worden sein.

Lange Zeit herrschte Ungewissheit, wer die vier Jahreszeiten in der Eingangshalle des Schlosses

gestaltet habe. Ein Gerücht besagt, Franz Xaver von Pausinger sei der Urheber, doch entspricht es

nicht seinem Stil. Man nimmt heute an, Stefanie von Pausinger, die Ehefrau von Felix, habe das

Wandgemälde geschaffen. Fanni, wie sie genannt wurde, war bewandert in Musik und Malerei, und

es ist belegt, dass sie selbst gemalt hat. Da das verwendtete Material von schlechter Qualität ist, ist

durchaus auf eine Frau zu schließen, denn für Frauen waren damals zwar Aquarelle auf Papier

akzeptiert, keinesfalls aber ein großes Fresko, weshalb sie auch keinen Zugang zu den notwendigen

Farben hatte. Es wird vermutet, dass die vier Jahreszeiten Stefanies Kinder darstellen, von denen 1871

und 1872 nacheinander zwei verstorben waren- möglicherweise ein Grund für den Verkauf des

Schlosses.

Auch entdeckte man Nagellöcher und Stofffetzerl um das Gesicht des Sommers, als sei etwas abgedeckt

worden. Es war wahrscheinlich das Bild von Sidonie Pausinger, ihrer jüngsten, verstorbenen Tochter.

Fanni von Pausinger war nicht nur hinsichtlich der Wahl ihrer künstlerischen Mittel eine ungewöhnliche

und sehr moderne Frau.

Wie in folgendem Text der Johannes Brahms-Gesellschaft Pörtschach zu lesen ist, war sie auch ungewöhnlich

hartnäckig:

Im Jahre 1877 bezog er (Johannes Brahms) zwei kleine Zimmer der Hausmeisterwohnung im Schloss.

Gewiss hätte Brahms seinen Pörtschacher Sommeraufenthalt in der engen Hausmeisterwohnung - sie

kostete nur 30 Gulden - mit Vergnügen absolviert, wenn er nicht den musikalischen major domus des

herrschaftlichen Schlosses hätte darin abgeben müssen. Er siedelte 1878 in das jenseits der Straße,

näher dem See gelegene Krainerhäuschen über, wo er 1879 den ganzen ersten Stock mietete, um ungestört

zu bleiben.

Zwar musste er das Achtfache bezahlen, dafür war er aber vor den unmittelbaren Attacken seiner

liebenswürdigen Quälgeister (Baronin Pausinger, Fräulein Postdirektor Antonia Christl u.a.) gesichert und

konnte sich ihrer Kontrolle entziehen. Denn mehr als die Kreuzottern in dem berüchtigten Schlangennest

der Ruine Leonstein fürchtete er die mit Palette und Malstuhl im Gebüsch lauernde Baronin.

 

Im Jahre 1872 erstand Baron Franz von Mayr-Melnhof das Schloss und sollte es zwölf Jahre später seiner

Tochter Theodora, der großen Wohltäterin des Attergaues, anlässlich von deren Hochzeit mit Graf Adalbert

von Kottulinsky aus Neudau in der Steiermark übertragen.

Bereits in Leoben, wo Theodora am 29. Dezember 1857 geboren worden war, hatte sie sich sehr zum Wohle

der Bevölkerung eingesetzt.

Sie übernahm im Attergau nun die Patronate von sechs Pfarren, nämlich St.Georgen, Attersee, Weyregg,

Steinbach, Unterach und  Weißenkirchen.

Die in ihrem Auftrag angefertigten Patronatsfahnen sind wahre Kunstwerke.

 

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Ab 1887 ließ Gräfin Kottulinksky das Schloß in großem Umfange umbauen, bis zum Ersten Weltkrieg wurde

ständg renoviert und erneuert, sodass das Anwesen sein Aussehen völlig veränderte.

Sie war modernen architektischen Errungenschaften gegenüber sehr aufgeschlossen und ließ beispielsweise

von einem Münchner Architekten im gesamten Schloss eine der ersten Dampfheizungen Österreichs

einbauen! Die heute noch erhaltenen alten Kachenlöfen standen nur mehr als Möbelstücke inden Räumen und

wurden nicht mehr für Heizzwecke genutzt.

Anfänglich nur als Sommersitz verwendet, war Theodora nach dem Tod ihres Mannes 1904 schweren Herzens,

ihre Heimat zu verlassen, ganz nach Schloss Kogl gezogen. Adalbert war nach einer Jagd erkrankt und in der

Folge an einer Lungenentzündung verstorben.

Seine Frau ließ ihm auf einer Anhöhe in Neudau ein Mausoleum bauen und ihn darin beisetzen.

Das Ehepaar Kottulinsky bekam keine Kinder, doch Gräfin Theodora besaß durch ihre zwei Brüder Franz und

Fritz zahlreiche Neffen und Nichten.

Franz hatte vom Vater den Besitz in der Steiermark erhalten, Fritz den in Salzburg, Fritz hatte einen Sohn und

acht Mädchen, um die sich die Gräfin in mütterlicher Weise sorgte. Allen diesen Kindern blieb sie in bester

Erinnerung.

 

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Wunderschöne Malerei aus dem Schloss!

 

Auch für die Kunst setzte sich Theodora ein, wie man Inneren des Schlosses sehen kann.

Die ausgezeichneten Freskomalereien, deren Motive aus dem "Verschwender" und anderen Stücken

Ferdinand Raimunds stammen, wurden von Josef Engelhart (1864-1941; Mitbegründer der Wiener Sezession)

und Herrn Komlossy gestaltet. Zunächst beauftragte Gräfin Kottulinsky im Jahre 1912 den bereits renommierten

Charakter- und Gesichtsmaler Josef Engelhart aus Wien mit der Erstellung der Fresken.

Es herrschte lange die Meinung, die Kriegswirren hätten Schuld an dem Abbruch der Arbeit. Doch hatte die

Gräfin sich heillos mit dem Künstler zerstritten und war dann gezwungen, statt ihm einen anderen Maler ein-

zustellen.

 

 

Der Ungar Komlossy malte ab 1920 an den Bildern weiter und beendete sie.

Die wunderschönen, am Stiegenaufgang befindlichen Fenster wurden ebenfalls zu dieser Zeit gemalt.

 

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Über lange Zeit gefördert hat die Gräfin den aus Graz stammenden Künstler Richard Jakitsch.

Vor einigen Jahren wurde am Dachboden des Schlosses eine Urkunde von der Weltausstellung in

Paris gefunden, die den Erhalt eines Preises belegt, was sein Potenzial als Künstler betätigte.

Am Bekanntesten ist sicher die 1931 von ihm geschaffene, im Innenhof des Schlosses befindliche

Brunnengruppe fischender Knaben.

 

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Fischende Knaben von Jakitsch

 

In der "Kogler Hoad" ist außerdem ein Muttergottes-Marterl

von seiner Hand zu sehen, in der Schlosskapelle beim Kreuzweg stammt ein Teil des Broncereliefs

von ihm, wie auch das Himmelfahrts Altarsrelief aus Gips und Jesu Geburt über der Tür der Kapelle.

 

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Marterl in der "Kogler Hoad"

 

Neben der Kunst verfolgte die Gräfin wissenschaftliche Interessen, so ließ sie erfolgreich Aus-

grabungen am Buchberg und Ahberg durchführen. Im Zuge dessen leitete sie auch den Neuaufbau

der Ahberg-Kapelle an, die im Jahre 1827 abgerissen worden war. Am 29.August 1911 wurde sie

von Monsignore Lohninger eingeweiht und den Gläubigen als "St.Johannes Kapelle" zurück

gegeben.

 

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Heutige Ahbergkapelle

 

Auf einer Fahrt in die Steiermark im Jahre 1912 erlitt Theodora von Kottulinsky einen Autounfall,

der sie für den Rest ihres Lebens mit schweren Herzleiden kämpfen ließ.

Ihre soziale Gesinnung zeigte sich deutlich während des Ersten Weltkrieges, als sie im ersten Stock

des Schlosses Kogl ein Lazartett einrichtete und es mit Gebetsbüchern in vielen Sprachen ausstattete,

darunter auch jüdische, muslimische, für Gläubige aller Nationen.

Viele Briefe, die von ehemaligen Insassen des Lazaretts an sie geschrieben wurden, zeugen von der

Dankbarkeit der Genesenen.

Theodora sorgte auch dafür, dass Arme zu essen bekamen, Schulausspeisungen wurden auf ihre

Initiative durchgeführt. War jemanden das Haus abgebrannt, schenkte sie das nötige Bauholz zum

Neubau.

Sie ließ ein Armenhaus für zehn Personen errichten, ebenso ein Kinderasyl. Den Erweiterungsneubau

der Mädchenvolksschule unterstützte sie mit 10.000 Kronen. Sie veranstaltete Kinderfeste, unterstützte

zu Weihnachten Bedürftige mit namhaften Beträgen, sie kümmerte sich einfach äußerst herzlich um die

Bevölkerung von St.Georgen und Umgebung.

Weihnachten 1935 verbrachte die Gräfin bei ihrem Neffen in Glanegg, am 6. Jänner des neuen Jahres

erkrankte sie an einer Grippe, an der sie am 15. Jänner 1936, ihrem Hochzeitstag, versterben sollte.

Als man im Attergau vom Tod Theodoras erfuhr, war dies ein schwerer Schlag für die Bevölkerung.

Von einigen Gemälden in der prächtigen und reichhaltigen Bibliothek des Schlosses blickt uns die Gräfin

heute noch entgegen.

 

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 ältere Aufnahme vom Schloss

 

Einer Geschichte, die in einem älteren Pfarrbericht von St.Georgen i.A. wiedergegeben ist, liefert

ein anschauliches Beispiel für die soziale Gesinnung von Theodora von Kottulinsky:

Ein im Winter 1914/15 in den Karpaten verwundeter St.Georgener Soldat, der dort im Spital lag,

hörte davon, dass es im Schloss Kogl auch eine Krankenstation gebe. Er erfuhr, dass man ihn

aufnehmen würde, sobald er zum Transport soweit hergestellt sei. Viel zu lange dauerte die Fahrt

des Patienten bis in die Heimat, als endlich das Bahnhofsschild "Vöcklamarkt" auftauchte und der 

Soldat über die Brücke zur Elektrischen hinüberhumpelte, um heimzufahren.

"Treue Heimat sei gegrüßt, 

tränenfeucht mein Auge ist,

oh du lieber Attergau- gleich dass ich dich wieder schau!"

Angekommen im Schloss, Insel des Friedens und Ort des Sonnenscheins, fühlte er sich gleich 

aufgehoben.

Die Gräfin hörte vom Neuzugang und erschien, leitete gleich alle notwendigen Schritte zur Genesung

des Soldaten ein, neben ihr der liebe Herr Doktor und der sich um alles kümmernde Forstmeister.

Sie, die gute Mutter, die Exzellenz, ließ die Patienten eine Reihe glücklicher Tage erleben, trotz ihrer

Verletzungen. Als die Genesung voranschritt und das große Scheiden kam, ihre Exzellenz zum Abschied

jedem der Soldaten ein Medaillon gab, auf die Stirn desjenigen ein Kreuz zeichnete, während ihre

großen Augen mit Tränen gefüllt waren, spürte man die große Verbundenheit der Frau mit ihren Mit-

menschen.

Sie, die Soldaten, wussten nicht, wie sie sich mit ihren kargen Mitteln bei der Schlossherrin erkenntlich

zeigen sollten, und so gaben sie ihr zusammmengefügte Worte in Gedichtform als Dank, worin sie auch

um Frieden baten.

21 Jahre hielt dieser Friede, doch nun gingen die ehemaligen Soldaten wieder ins Schloss, eine Trauer-

fahne wehte am Schloss, ihre geliebte Herrin, Gräfin Theodora, ruhte bleich und still aufgebahrt in der

Schlosskapelle. Umgeben von einem Meer von Kränzen und Blumen, mit denen ihr von der dankbaren

Bevölkerung und ihren Freunden und Familienmitgliedern die große Achtung gezeigt wurde.

Daraufhin brachten ihre Förster von Kogl den Sarg zum Auto und fuhren nach St.Georgen, zur Kirche.

Gefolgt von Menschen aus dem ganzen Attergau, die ihr zu Ehren aufgestanden waren und ihren letzten

Gang begleiteten, die Gesichter voller Schmerz und Leid, so viel hat diese Frau den Menschen hier bedeutet.

Unten auf dem Foto sieht man möglicherweise diese Beerdigung. 

 

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 Wahrscheinlich Beerdigung von Theodora

 

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 Seitlich an der Kirche - Gedenkstein an Theodora von Kottulinksy

 

In der Kirche wurde vom Pfarrer Blasl ein feierliches Bequiem mit Liberta zelebriert, anschließend

überführte man sie mit dem Auto in die Steiermark nach Neudau.

Dort folgte ebenfalls unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eine Beerdigungszeremonie, man

bettete sie neben ihren Gatten im etwas entfernten, wunderschönen Mausoleum der Familie

Kottulinsky. Ein letztes Mal hineingetragen von ihren Förstern aus dem Schloss Kogl, die ihren Sarg

in den Sarkopharg senkten.

 

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Alte Aufnahme von Schloss und der ganz jungen Allee (Mitte rechts)

 

Das Schloss und der Besitz fielen nach dem Tod von Theodora an ihren Neffen, Baron Friedrich Mayr-

Melnhof, und zur Hälfte an seinen Sohn Friedrich, in dessen Händen sie sich befanden, bis es wiederum an

seinen Sohn Friedrich, unserem Bürgermeister (seit 2023) Fritz, überging.

Die Familie des Großschwiegervaters von Monika Mayr-Melnhof (Mutter von Fritz), also die ersten Erben,

verhängten großflächig die ihrer Ansicht nach scheußlichen, viel zu advantgardistisch gemalten Wandbilder

mit den Raimund Motiven. Auf Rahmen gespannte Jute verbarg lange Jahre die Gemälde, darüber

hingen Bilder nach dem Geschmack der neuen Eigentümer.

 

Im eindrucksvollen Speisesaal des Schlosses sind heute noch Gemälde von Franz Xaver von Pausinger

zu bewundern. Viele der erhaltenen Bilder zeigen dem Interesse von Baron Friedrich Mayr-Melnhof 

entsprechend Jagd - und Tiermotive, war er doch selbst ein passionierter Jäger und auch Sammler.

2004 wurde das Schloss erneut renoviert und teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

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Gartenausstellung 2022

 

Unter dem Motto "Rent a Castle" kann man heute im Schloss Hochzeiten feiern oder im wunderbaren

des Parks Meetings und Sommerfeste veranstalten.

Zudem gab es die letzten Jahre Gartenausstellungen im Schloss, wo man mit Pflanzen, Skulpturen und

anderem Zubehör auch die Pracht des Gebäudes und Parks bewundern konnte.

 

Außerdem werden einige der sehr geschmackviollen Zimmer vermietet, in denen man sich vorüber-

gehend wie ein Schlossherr fühlen darf.

Unter: www.schloss-kogl.at

 

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